Die deutsche Energieversorgung ist offensichtlich seit vielen Jahren im Wandel. Um den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts zu entsprechen, müssen wir unsere Stromerzeugung flexibler gestalten, das Stromnetz mit Sensoren und Speichern optimieren und ein deutlich besseres Gefühl für das Verbrauchsverhalten von Endkunden bekommen.
Ein wichtiger Baustein der zukünftigen Stromerzeugung ist die Photovoltaik. Solaranlagen können auf den meisten Dächern, auf ungenutzten Freiflächen und entlang Autobahnen, Bahnstrecken, auf Parkpklätzen und vielen anderen Stellen gebaut werden.
Auf dem folgenden Kreisdiagramm von energy-charts.info sehen wir, dass Solarstrom (gelb) im Jahr 2022 knapp 12% der gesamten Erzeugung ausgemacht hat. Das ist natürlich noch lange nicht genug und kann nur durch einen stärkeren Zubau verbessert werden.
Eigentlich ist der Zubau von Solaranlagen nur logisch. Sie sind vergleichsweise günstig, können fast überall platziert werden und wir waren in Deutschland schließlich auch mal Weltmarktführer in der Solarzellen-Produktion. Die nachfolgende Grafik von energy-charts.info zeigt aber ein anderes Bild: in den frühen 2010er Jahren knickt der Zubau von Photovoltaik komplett ein.
Die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen waren schlecht – man könnte fast sagen, dass insbesondere das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) so umformuliert wurde, dass der Zubau von Erneuerbaren zurückgehen musste.
Und was passiert jetzt? Im Jahr 2023 hat das Bundeswirtschaftsministerium BMWK einen ersten und mittlerweile auch zweiten Solargipfel veranstaltet und eine umfassende Solarstrategie diskutiert. Im Ergebnis sollen die vorgesehenen Maßnahmen noch vor der Sommerpause in den Bundestag und im Rahmen eines „Solarpaket I“ beschlossen werden.
Photovoltaik-Strategie - erster Entwurf
Im März 2023 stellte das BMWK den ersten Entwurf der deutschen PV-Strategie vor. Auf YouTube haben wir die Inhalte in einem Video besprochen und schon auf den zweiten PV-Gipfel im Mai 2023 hingewiesen:
Nach einigen weiteren Vorarbeiten soll noch ein weiteres „Solarpaket II“ folgen und so den rechtlichen Rahmen für den Zubau Erneuerbarer Energien in diesem Jahr grundsätzlich weiterentwickeln. Es bleibt also auch später noch spannend.
finale PV-Strategie
Am 5. Mai 2023 hat das BMWK nun eine Pressemitteilung rund um die finale PV-Strategie veröffentlicht. Dort kann auch direkt auf das 45-seitige Dokument zugegriffen werden.
Nach einer kurzen Zusammenfassung und einleitenden Worten finden sich hier 11 konkrete Handlungsfelder für den besseren Zubau der Photovoltaik. Das Dokument endet mit einem kurzen Ausblick.
Die 11 Handlungsfelder
- 1. Freiflächenanlagen stärker ausbauen
- 2. Photovoltaik auf dem Dach erleichtern
- 3. Mieterstrom und gemeinschaftliche Gebäudeversorgung vereinfachen
- 4. Nutzung von Balkon-PV erleichtern
- 5. Netzanschlüsse beschleunigen
- 6. Akzeptanz stärken
- 7. Wirksame Verzahnung von Energie- und Steuerrecht sicherstellen
- 8. Lieferketten sichern und wettbewerbsfähige, europäische Produktion anreizen
- 9. Fachkräfte sichern
- 10. Technologieentwicklung voranbringen
- 11. Den schnelleren PV-Ausbau auch mit europapolitischen Instrumenten vorantreiben
Was hinter diesen Überschriften steckt, kann man meist schon direkt rauslesen. Für eine kurze Zusammenfassung muss man bloß die 3-seitige Zusammenfassung im PDF durchlesen. Und für alle Details gibt es dort auch mehrseitige Erklärungen.
Schlussendlich ergeben sich konkrete Punkte wie:
– Anpassungen im Baurecht um beispielsweise Agri-PV-Anlagen besser einplanen zukönnen
– Direktvermarktungs- und Technik-Anforderungen für Dachanlagen erleichtern
– Mieterstrom-Bürokratie vereinfachen
– die Rahmenbedingungen von Balkonkraftwerken verbessern
– Hürden und Zeitfresser beim Netzanschluss von PV-Anlagen verschlanken
– Bürgerenergie besser fördern und Informationen simpel bereitstellen
– PV im Rahmen der Erbschaftssteuer, Stromsteuer und Grundsteuer vereinfachen
– Fertigung von Solarkomponenten in Deutschland fördern
– Fachkräfte stärker ausbilden und einwandern lassen
– Solarförderung im 8. Energieforschungsprogramm forcieren
– die EU-Strategie für PV und das Fit-for-55-Paket integrieren
Pro Handlungsfeld werden die Ausgangssituation, schon umgesetzte Maßnahmen und konkrete nächste Schritte und Maßnahmen aufgeführt – so finden wir schon Ansätze für das „Solarpaket I“ und „Solarpaket II“.
Und was bedeutet das?
Wenn die hier vorgesehenen Maßnahmen umgesetzt werden, soll die zugebaute Solarleistung bis 2030 verdreifacht werden.
Das wäre ja schonmal was 🙂