Stadtwerke und andere Energieversorger suchen sich neue Geschäftsfelder, Kundengruppen, passende Dienstleistungen um den wirtschaftlichen Erfolg der nächsten Jahre zu sichern. Die klassische leitungsgebundene Energieversorgung hat nunmal ihre Grenzen und bietet kaum genügend Wachstumschancen um hier den alleinigen Fokus zu setzen.
Neben diesem klassischen Versorgungsgeschäft muss man also sinnvolle Erweiterungen erkennen und sich Stück für Stück weiter entwickeln. Die einen oder anderen denken dann schnell an die Wohnungswirtschaft – wir könnte man hier vorgehen?
Was ist die Wohnungswirtschaft?
Hinter dem Begriff der WoWi stecken schlussendlich alle privaten und unternehmerischen Wohnungsanbieter und prinzipiell auch die Einfamilienhausbesitzer sowie Wohnungseigentümer. Also alle, denen die „Bewirtschaftung“ von Wohnungen wichtig ist. Und mindestens bei der Energieversorgung findet sich ja schon die offensichtliche Verbindung zwischen unseren Branchen.
Warum ist die Wohnungswirtschaft aktuell besonders interessant?
Die Energiepreiskrisen lassen jeden Mieter und Eigentümer unruhig schlafen – man wünscht sich günstige Versorgung oder nachhaltige Alternativen direkt vor Ort. Und insbesondere der Trend zur dezentralen – und damit leicht autarken – Eigenversorgung vermindert in Zukunft das klassische Versorgungsgeschäft der Energiebranche. Hier muss also langsam aber sicher eine Alternative aufgebaut werden.
Die Immobilieneigentümer werden aber nicht nur durch die Preiskrise bewegt.
Immobilien müssen klimaschutzfreundlich sein
Jetzt könnte man meinen: „Jaja, Klimaschutz, da wird viel drüber geredet und diese jungen Leute beschweren sich. Aber warum sollte ich mich dafür interessieren?“.
Aber spätestens seit den 2020er Jahren freut sich auch die Brieftasche über Nachhaltigkeit, Klimaschutz, CO2-Minderung, Erneuerbare Versorgung und Co. Denn Banken, Versicherungen und Rückversicherungen sind nicht mehr bereit in jedwede Immobilie oder Sanierung zu investieren bzw. das Investment abzusichern.
Wir werden in einem zukünftigen Beitrag über Faktoren wie ESG (Environmental Social Governance) sprechen – kurz gesagt wird jede potenzielle Immobilienfinanzierung unter anderem auf die klimatechnische Nachhaltigkeit geprüft. Ein Investment lohnt sich schließlich nur dann, wenn die nach und nach steigenden Treibhausgas-Emissionskosten und Naturkatastrophenkosten nicht die Rückzahlung des Kreditnehmers übersteigen.
Und so ist es ganz einfach: für jede Immobilie wird anhand des energetischen Sanierungsstands, der Energieversorgungsform und weiterer Kennzahlen errechnet, ob eben diese Immobilie in x Jahren schlicht und einfach zu viel Wert verliert – weil sie ständig höhere Emissionskosten usw. verursacht.
Man spricht dann gerne von „stranded assets“ – Vermögen mit drastisch sinkendem Marktwert. Keine Bank wird so einen Immobilienbau oder ein Sanierung finanzieren – auch weil die Bank keine Rückversicherung bekommt.
Wenn wir also einen finanziell unfassbar wichtigen Aspekt in der Energie- und Klimatechnik sehen – naja – dann sind wir als Energiewirtschaft doch der offensichtliche Partner!? 😉
Energiewirtschaft hilft
Natürlich kommt es auf das einzelne Stadtwerk oder den Regionalversorger an, aber ein paar Ansätze sind offensichtlich:
- erneuerbare Versorgung (vielleicht sogar Mieterstrom)
- nachhaltige Wärme (eventuell Contracting vor Ort)
- Verbrauchs- und Einspar-Transparenz für Mieter
- zielgerichtete Effizienzberatung
- Smart Home / Mobility / Co. auf Basis des Smart Meter Gateway
Auf ein paar dieser Ansätze werden wir in Zukunft auch genauer zu Sprechen kommen.
Wer das direkt und kompakt will: wir schulen selbst und über diverse Branchenverbände zur Wohnungswirtschaft und wie man die passenden Geschäftsmodelle findet.