Schaden Offshore-Windparks den Meeren?
Klimaschutz muss viel weiter gehen.
Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Sektorenkopplung, Energiewende — viele Begriffe stehen für eine gute und lebenswerte Zukunft. Unter Energiewende verstehen die meisten den Ausbau erneuerbarer Energieanlagen und die entsprechende Vermarktung des Ökostroms. Schließlich bauen wir mehr und mehr Solar- und Windkraftanlagen, etablieren Elektromobilität und stellen Heizungsanlagen auf sauber Strom-geführte Wärmepumpen und ähnliches um. Das klingt alles schon mal richtig gut.
Doch immer wieder hört man von Problemen, wie dem Recycling von Li-Ion-Batterien und dem Vogelschutz bei Windrädern. Manche dieser Faktoren stellen eine ernsthafte Herausforderung dar und werden von eifrigen Forschern und Herstellern bearbeitet. Denn: wir können immer besser und nachhaltiger werden. Während Kohlekraftwerke, Benzinmotoren und Ölheizungen niemals sauber betrieben werden können, stellen erneuerbare Technologien noch spürbare Verbesserungen in Aussicht — und sind heute schon viel nachhaltiger als ihre fossilen Gegenstücke.
Windräder vs. Vögel
Artenschutz wird öfters in den Ring geworfen: beim Ausbau von Stromleitungen, aber vor allem bei der Planung von Windkraftanlagen. Horrorszenarien werden aufgestellt — ständig würden Vögel gegen die Windräder fliegen und manche bedrohte Arten quasi im Alleingang durch den Ökostromausbau ausradiert. Während gleichzeitig heute noch ganze Dörfer und Landkreise den Braunkohletagebauen weichen müssen.
Aber es stimmt schon: wir müssen besser und noch nachhaltiger werden. Wie können wir also insbesondere Vögel und Fledermäuse vor den rotierenden Windrädern schützen?
Artenschutz beginnt bei der Standortauswahl. Von den Windrädern sind am stärksten hoch fliegende Greifvögel und Fledermäuse betroffen. Diese haben ihren angestammten Lebensraum, bekannte Brutstätten und Flugrouten — diese müssen von vornherein bei der Planung von Windkraftstandorten beachtet werden.
Doch im 21. Jahrhundert muss noch mehr möglich sein — wie können wir die Kollision von Vögeln und Windrädern weiter verringern? Verschiedene Initiativen versuchten mit Schallwellensendern und ähnlichem die Vögel und Fledermäuse aktiv von den Windrädern fernzuhalten — nach dem Motto: fliegt nicht hierher. Da zur Nachhaltigkeit aber auch gehört, den Vogel einfach mal Vogel sein zu lassen, geht man mittlerweile in eine andere Richtung.
Mit Radar- oder Kamerageräten werden bedrohte heranfliegende Vögel erkannt und ab einer gewissen Nähe wird das Windrad einfach angehalten. Und schon kann der Vogel weiterfliegen — und dann das Rad auch wieder weiterdrehen. Mit entsprechend starker Bildverarbeitung und unterstützt durch künstliche Intelligenz, können wir mit Mitteln der Digitalisierung die Vögel schützen.
Digitalisierung schützt die Vögel.
Doch es geht noch einfacher: eine Studie aus Dänemark hat Ende 2020 gezeigt, dass die meisten Vögel den Windrädern mit 99,9 % Genauigkeit ausweichen. Viele Vögel sind von sich aus in der Lage, mit den Windrädern umzugehen. Und wenn wir neue Windräder nicht gerade in die bekannten Vogelflugrouten bauen und auch noch mit Kameras und einem automatischen Stopp ausstatten — sollte die Gefahr von Windkraftanlagen für unseren Vogelbestand nochmal deutlich geringer werden. So funktioniert nachhaltige Energiewende.
Windkraftanlagen zur See
Offshore-Windräder haben recht unterschiedliche Auswirkungen auf die Tierwelt. Damit ein Windrad auf dem Meer stehen kann, muss es eine Art Fundament bekommen. Meistens werden die Anlagen über eine Mischung aus Beton- und Stahlkonstruktionen am Meeresgrund verankert. So können die Windräder natürlich nur an vergleichsweise flachen Stellen im Meer aufgebaut werden. Das ist jedes Mal ein intensiver Eingriff in den Meeresboden — klar. Aber sobald die Anlagen einmal stehen, ergibt sich ein interessanter Effekt. Wegen der Fundamente können natürlich keine Fischerei-Schleppnetze mehr eingesetzt werden. Ganz grundsätzlich herrscht an den Windkraftanlagen ein Fischereiverbot. Daher siedeln sich insbesondere bei den Offshore-Windparks größere Fischmengen sowie Tiere am Meeresboden wie Hummer und Krebse an.
Jedoch stören sich vor allem Meeressäuger wie Wale und Delfine an den initialen Baumaßnahmen. Die Fundamente müssen ja in den Meeresboden eingerammt werden und die damit verbundenen Erschütterungen vertreiben diese empfindlichen Tiere. Doch auch dafür gibt es eine Lösung: man baut gar kein herkömmliches Fundament. Man lässt die Windkraftanlagen einfach schwimmen.
Und tatsächlich ist dieses Vorgehen mittlerweile deutlich weiter verbreitet, als man vielleicht glauben würde. Auf erneuerbareenergien.de werden sechs interessante Schwimmprojekte vorgestellt, die nun nachgeahmt werden sollten.
Denn nicht nur, dass diese Windräder deutlich weniger Auswirkung auf ihre Umwelt mit sich bringen. Diese Anlagen können natürlich auch umgezogen werden bzw. immer auch ein bisschen mit dem Wind mitwandern. Damit lassen sich gleichzeitig die Stromerträge erhöhen. Schlussendlich bieten die schwimmenden Windräder ein starkes Kostensenkungspotenzial und können auch bei saisonal auftretenden Winden optimal ausgerichtet werden — solange auch eine entsprechende Stromkabelanbindung vorhanden ist.
Wie geht es weiter?
Diese Beispiele der Weiterentwicklung zeigen, dass die Energiewende noch lange nicht ausgeschöpft ist. Wir können mit erneuerbaren Energien immer noch einen Schritt weiter gehen, nachhaltiger und gleichzeitig wirtschaftlicher werden. Das sind Entwicklungen, die bei fossilen Anlagen schlicht und einfach nicht mehr möglich sind.
Ganz im Zeichen dieser Nachhaltigkeit unterstützen wir die „Campaign for Nature“ und rufen dazu auf, bis 2030 mindestens 30 % der Land- und Meeresflächen zu schützen. So können die jeweiligen Ökosysteme und vorhandene Biodiversität unterstützt und schlussendlich Klimaschutz betrieben werden. Mehr Infos zu dieser Petition gibt es auf campaignfornature.org