Was passiert, wenn man die Stromrechnung nicht bezahlt?
Gibt es in Zukunft überhaupt Stromsperren?
Vor wenigen Tagen wurde der Monitoringbericht der Bundesnetzagentur veröffentlicht. Auf fast 500 Seiten wird dort gemeinsam mit dem Bundeskartellamt über den Zustand des Energiemarkts berichtet. Dafür werden jedes Jahr unzählige Energieunternehmen befragt und weitere statistische Quellen angezapft.
Eine der interessantesten Infos des Monitoringberichts sind die jährlichen Zahlen zu Stromsperren. Wie entwickelt sich die Anzahl von Androhungen und tatsächlichen Sperren im gesamten Bundesgebiet? Entwickelt sich die Situation in eine gute Richtung oder ist Energiearmut ein weitreichendes Problem in Deutschland?
Dazu erstmal: was passiert überhaupt bei einer Stromsperrung?
Einmal im Jahr flattert die Stromrechnung ins Haus. Dazwischen zahlen wir monatliche Abschläge. Die ergeben sich aus den Gebühren für den gesamten Jahresverbrauch — runtergerechnet auf den einzelnen Monat. Bestenfalls ist die Jahresrechnung damit schon komplett bezahlt, oder wir bekommen sogar ein Guthaben zurück.
Manchmal geht aber auch was schief. Wenn Kunden ungeplant viel mehr Strom verbrauchen oder den Abschlag zu sehr abgesenkt haben, steht womöglich ein großer offener Betrag auf der Rechnung. Sollte der nicht gezahlt werden, folgen eine oder zwei Mahnungen. Danach wird oft eine Stromsperrung oder zumindest Beendigung des Versorgungsvertrags angekündigt. Und irgendwann würde der Grundversorger bzw. der örtliche Stromnetzbetreiber die „Reißleine“ ziehen und die Stromversorgung unterbrechen.
Dabei würde ein Elektriker des Stadtwerks bzw. Netzbetreibers vorbei kommen und den Stromzähler vom Netz abklemmen. Diese Trennung wird dann noch verplombt, sodass Manipulationen nicht möglich sind oder zumindest offensichtlich auffallen würden.
Aber ist das in Deutschland überhaupt ein spürbares Problem? Kommen viele Sperrungen vor? Aus dem aktuellen Monitoringbericht erfahren wir konkrete Zahlen:
Im Jahr 2019 gab es insgesamt über 4,7 Millionen Mahnungen mit Androhung einer Stromsperrung. Einige Verbraucher werden sicherlich mehrfach im Jahr solche Mahnungen bekommen haben.
Und wie viele Kunden haben tatsächlich so lange nicht bezahlt, bis die Sperrung durchgeführt wurde?
Links sehen wir Sperrungen im Auftrag des örtlichen Grundversorgers. Rechts die Sperrungen im Auftrag von bundesweit tätigen Versorgern. In Summe gab es 2019 also etwas mehr als 300.000 tatsächliche Stromsperren. Im Vergleich zu den Androhungen oben ist diese Zahl sehr gering. Und die Gesamtzahl ging über die letzten Jahre zurück.
Trotzdem wollen wir diese Zahl weiter verringern. Nur wie?
Wir haben schon über die Zusammensetzung der Stromrechnung gesprochen. Neben der eigentlichen Stromlieferung finden sich dort verschiedene Entgelte, Abgaben, Umlagen und Steuern.
Immerhin hat sich die Bundesregierung Anfang Februar geäußert, die EEG-Umlage nun Jahr zu Jahr stark zu verringern und in absehbarer Zeit komplett zu ersetzen. Davon abgesehen können wir an den Stromkosten erstmal nur wenig ändern.
Sperrungen mit dem Smart Meter verhindern
Eine echte Chance auf Besserung bieten vielleicht die intelligenten Stromzähler. Zum einen kann der Smart Meter den eigenen Stromverbrauch anhand der angeschlossenen Geräte im eigenen Haushalt für uns darstellen. Dabei könnten wir erkennen, ob der alte Kühlschrank einfach zu viel Strom verbraucht. Oder ob wir wegen Geräten im Standby-Modus unnötig viele Energiekosten ansammeln. Der Smart Meter bzw. die dazugehörige App könnte uns dann Empfehlungen zum Stromsparen und so weiter anbieten.
Genauso gut kann ein sogenanntes intelligentes Messsystem auch immer den günstigsten Stromtarif suchen und automatisch auswählen. In Zukunft könnten Energieversorger damit besonders günstige Preise an der Strombörse an ihre Verbraucher durchreichen, oder Solar- und Windstrom bei entsprechendem Wetter günstig anbieten.
Eine weitere Funktion der Smart Meter wird jedoch noch ungeahnte Chancen zur Verhinderung von Stromsperren mit sich bringen: Onlineschnittstellen, um den eigenen Stromzähler zum Beispiel im Prepaid-Verfahren unkompliziert freizuschalten.
Über die typischen Online-Bezahldienste schaltet man sich dann eine bestimmte Menge Kilowattstunden frei. Kurz bevor die verbraucht sind, kommt eine E-Mail oder andere Notifikation und weist darauf hin, dass man mal wieder die nächste Energiemenge freischalten müsste.
So wird der Umgang nicht besonders zahlungskräftiger Kunden mit den eigenen Strommengen unkomplizierter. Mit dem Smartphone, einem Kundenportal oder einer Schnittstelle am Smart Meter lassen sich solche Funktionen einfach abbilden. So könnte die Energie Tag für Tag neu freigeschaltet werden und es kommt gar nicht erst zur Sperrung.
Das wird spannend. Und wird hoffentlich auch darin münden, die Anzahl von Sperren und Energiearmut jedes Jahr weiter sinken zu lassen.