Smart Meter oder lieber selbst ablesen?
Intelligente Stromzähler sind die Zukunft, aber was bieten sie mir?
Einmal im Jahr stellen wir uns vor den Stromzähler, kritzeln den Zählerstand auf einen Notizzettel oder direkt auf eine Ablesekarte unseres Stromnetzbetreibers.
In den letzten Jahren haben mehr und mehr Energieversorger Onlineportale und Apps entwickelt, in welche wir den Zählerstand eintippen können.
Aber eine digitalisierte Welt muss doch noch mehr bieten. Warum muss sich denn überhaupt noch jemand vor den Stromzähler stellen und ihn ablesen?
Und tatsächlich: muss man gar nicht mehr. Zumindest in der nahen Zukunft — denn jeder bekommt einen intelligenten Stromzähler, den sogenannten Smart Meter. Er wird anstelle des klassischen Stromzählers eingebaut und hat Kommunikationsfähigkeiten. Über sichere Datenverbindungen können die verbrauchten oder eingespeisten Energiemengen theoretisch jederzeit abgerufen werden.
Wer bekommt wann einen Smart Meter?
Über intelligente Stromzähler wird schon lange gesprochen. Aber erst im September 2016 wurde die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen: das Messstellenbetriebsgesetz. Es regelt die Pflicht und die Reihenfolge zum Einbau der Smart Meter. Zu Beginn werden die größeren Kunden mit mehr als 6.000 kWh Jahresverbrauch betroffen sein — sie bekommen einen Stromzähler eingebaut, der für jede Viertelstunde den verbrauchten Strom abspeichert und die Daten direkt an das Energieunternehmen überträgt.
Bei diesem sogenannten „intelligenten Messsystem“ funkt der Stromzähler an ein Smart Meter Gateway irgendwo in der Nähe — im Keller des Mehrfamilienhaus oder in einem Verteilerkasten in der Straße. Das Gerät funkt über LTE, 5G, DSL, Powerline oder andere zur Verfügung stehende Möglichkeiten. Das Gateway überträgt dann wiederum mit einer Funkfrequenz an die Energieunternehmen. Und schon können schwankende Stromverbräuche oder -Einspeisungen bei der Stabilisierung des Stromnetzes berücksichtigt werden. Die Smart Meter helfen also bei der Versorgungssicherheit in Deutschland.
Nun bekommen aber nur die Verbraucher mit mehr als 6.000 kWh diese Liveübertragung. Alle kleineren Kunden kriegen eine „moderne Messeinrichtung“, die nur einmal im Jahr den Verbrauch überträgt — einfach, weil es sich noch nicht lohnt, die Daten dauerhaft zu senden. Die Kosten der Infrastruktur wären einfach zu hoch. Hier müsste man sich also selbst freiwillig melden, um den „Premium“-Stromzähler zu bekommen. Aber warum sollte man?
Die Kommunikationsfähigkeit der intelligenten Messsysteme hat noch einen entscheidenden Vorteil: man kann damit Geräte steuern. Der Stromzähler wird so zur Grundlage für ein Smart Home und damit zusammenhängende Dienstleistungen.
Was kann der Smart Meter?
Der Hauptunterschied der Smart Meter ist natürlich, dass sie die Energiemengen von alleine aufnehmen, abspeichern und übertragen können. Dadurch müsste sich niemand mehr vor den Stromzähler stellen und ablesen.
Viel interessanter sind aber die entstehenden Möglichkeiten. Wenn der Stromzähler kommuniziert, kann er zum Beispiel den aktuell günstigsten Tarif finden und automatisch einen Kurzzeitvertrag abschließen. Mit solchen dynamischen Tarifen können die Stromkosten immer so gering wie nur möglich gehalten werden.
So kann aber auch ein stromintensives Gerät erst dann angeschaltet werden, wenn der Stromtarif eine gewisse Kostenschwelle unterschritten hat — vollautomatisch.
Oder der Smart Meter wird über eine Kunden-App angesteuert und wir schalten die Kaffeemaschine schon mal an, während wir noch auf dem Nachhauseweg sind.
Diese wirklich smarten Funktionen stehen aber nur mit dem intelligenten Messsystem — dem „Premium“ Smart Meter zur Verfügung. Die genannten Vorteile sind also mit Kosten verbunden. Während die einfache Variante etwa so viel wie der klassische Stromzähler kostet, können die Smart Meter ein Vielfaches kosten.
Auch hier lohnt es sich wieder, aktiv nach einem Anbieter zu suchen. Der örtliche Netzbetreiber muss die Geräte zu einem festen Preis einbauen. Ein sogenannter wettbewerblicher Messstellenbetreiber kann seine Preise hingegen frei kalkulieren — eben je nach angebotener Technik und Dienstleistung.
Was muss man jetzt tun?
Erstmal gar nichts. Der Netzbetreiber vor Ort wird irgendwann von alleine einen Smart Meter einbauen: je nach Stromverbrauch die einfache Variante oder das intelligente Messsystem. Der sogenannte Smart Meter Rollout hat allerdings gerade erst begonnen. Über die ganzen 2020er Jahre werden nun nach und nach die Stromzähler ausgewechselt und die Smart Meter installiert. Womöglich steht der eigene Zähler erst in einigen Jahren auf dem Plan.
Wenn man sich aber für neue Technologien, dynamische Tarife und die Möglichkeiten des Smart Home interessiert, kann man sich heute schon nach passenden Anbietern umsehen.
Im nächsten Jahr werden wir uns hier im Blog noch ein paar Mal mit dem Smart Meter beschäftigen — also bleibt dran! Folgt uns für mehr Informationen zu diesem und vielen anderen Themen rund um die Energiewirtschaft.