Der Grundversorger für Strom oder Gas – wer ist das eigentlich?
Es handelt sich dabei immer um das Energieunternehmen, welches in einem Netzgebiet die meisten Haushaltskunden beliefert.
Was ist ein Netzgebiet?
Dabei handelt es sich um ein geographisch abgrenzbares Gebiet, welches von einem Stromnetzbetreiber bzw. Gasnetzbetreiber verwaltet und bewirtschaftet wird.
Das Ganze basiert auf der Konzessionsvergabe: das bedeutet, dass eine Gemeinde oder ein Landkreis das Recht zum Bau von Strom- oder Gasleitung an einen Netzbetreiber übergibt.
Dieser ist dann für diese Region zuständig.
Und der Energieversorger mit den meisten Kunden in dieser Region ist wiederum der sogenannte Grundversorger.
Grundversorgung bedeutet unter anderem: wenn ich in eine Wohnung einziehe und ich verbrauche das erste Mal Strom, dann bin ich automatisch Kunde in der Grundversorgung.
In der Energiewirtschaft geht es zu großen Teilen um die kaufmännische Zuordnung von Energiemengen. Daher müssen wir vom ersten Moment des Stromverbrauches an einen verantwortlichen Energieversorger zuordnen. Solange sich der Kunde also nicht vorher schon um einen bestimmten Versorgungsvertrag gekümmert hat, landet er automatisch bei dem Grundversorger.
Die entsprechende Regelung findet sich schon im Energiewirtschaftsgesetz. Mit der 2005 in Kraft getretenen Novelle wurde die eben beschriebene Grundversorgung und außerdem die Ersatzversorgung eingeführt. Bei der Ersatzversorgung geht es darum, dass man einem Lieferanten zugeordnet wird, wenn der bisherige Vertrag abgebrochen wird.
Die Grundversorgung ist ein potenziell über Jahre hinweg laufender Vertrag. Die Ersatzversorgung nur ein kurzfristiger Notfallvertrag.
Der Grundversorger wird alle drei Jahre neu bestimmt: wir hatten 2009, 2012, 2015 und wieder Mitte 2018 den Berechnungs-Stichtag. Zum ersten Juli des entsprechenden Jahres wird über die Daten des Netzbetreibers gemessen, welcher Versorger im Netzgebiet die meisten Kunden beliefert.
Das ist im Regelfall ein Stadtwerk oder ein Regionalversorger, manchmal auch einer der großen Energiekonzerne. Eben das Unternehmen, was zuletzt die meisten Kunden vor Ort überzeugen konnte.
Diese Auszählung wird dann bis zum September des entsprechenden Jahres veröffentlicht. Dann kann innerhalb eines Monates von Wettbewerbern Beschwerde eingelegt werden – wenn zum Beispiel zwei unterschiedliche Energieunternehmen fast gleich viele Kunden vor Ort beliefern. Anschließend würde es über die Landes- oder Bundesregulierungsbörden eine konkrete Auszählung und Festlegung geben. Der neue Grundversorger übernimmt mit Wirkung zum 01.01. des nächsten Jahres seine Rolle.
Die letzte Neuvergabe zum Januar 2019 läuft noch bis Dezember 2021.
Also wird Mitte 2021 wieder ein Stichtag zur Bemessung des Grundversorgers in jedem Netzgebiet anstehen und dann womöglich zum Januar 2022 ein neuer Grundversorger bestimmt oder der bisherige Lieferant bestätigt.
Was passiert mit den Kunden, wenn ein Grundversorger wechselt? Die bisherigen Grundversorgungs-Kunden bleiben bei ihrem Versorger, aber erhalten einen ganz normalen Stromtarif-Vertrag. Sie wandern nicht automatisch zum neuen Grundversorger rüber.
Nur alle neuen Kunden würden im jeweiligen Netzgebiet zum neuen Grundversorger kommen.
Die Rahmenbedingungen der Grundversorgung sind in der Strom- und Gasgrundversorgungsverordnung bestimmt. Es müssen Versorgungsbedingungen und Preise transparent veröffentlicht werden. Kunden können nicht abgelehnt werden – jeder muss versorgt werden – aber dafür ist der Grundversorgungstarif eben immer etwas teurer. Gleichzeitig gibt es in der Grundversorgung keine langen Vertragsbindungen – man kann immer innerhalb von zwei Wochen zu einem selbst gewählten Versorger wechseln.
Diese Rahmenbedingungen geben folgendes Bild: als Grundversorger hat man jede Menge garantierte Kunden (weil der Großteil eben keinen Versorger beim Umzug und co. aktiv wählt), aber es können eben auch jederzeit neue Kunden ungeplant zugeordnet werden und bisherige Kunden sehr schnell zu einem anderen Versorger wechseln. Das macht die günstige Beschaffung von Energiemengen praktisch unmöglich. Und genau deswegen sind die Grundversorgungstarife immer etwas teurer.