Im Juli 2015 hat die Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD ein gemeinsames Eckpunktepapier (pdf) zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende veröffentlicht. Daraus soll eine konkrete Weichenstellung für die Weiterentwicklung des Strommarkts resultieren.
Als Grundlage gilt hierbei ein flexibler Markt, der auf wetterbedingte Schwankungen in der Produktion, aber auch auf ein komplexes Verbrauchsverhalten der Konsumenten eingeht. Daher werden flexible Kraftwerke (Anlagen für erneuerbare Energien lassen sich blitzschnell regulieren) und Bündelungskonzepte (virtuelle Kraftwerke) weiter an Bedeutung zunehmen, aber auch Konzepte für ein kundenseitiges Lastmanagement und Speichermöglichkeiten immer wichtiger.
Die Regierungskoalition schreibt, dass die Energieversorger und -händler für einen genügenden (inländischen) Stromeinkauf allein verantwortlich sind, diesen aber auch eine von der Produktionsknappheit abhängige freie Preisbildung zugesichert wird.
Da die Digitalisierung unserer Energiewirtschaft voranschreitet und Netze, Erzeugung und Verbraucher „smart“ werden, soll besonderes Augenmerk auf technische Standards und genügenden Datenschutz gelegt werden.
Kapazitätsreserven (vgl. Kapazitätsmarkt) sollen nur außerhalb des eigentlichen Strommarktes vorgehalten werden – bei Nichtdeckung von Angebot und Nachfrage werden diese entsprechend zugeschaltet und fairer als bisher vergütet.
Die seit Anfang der 2000er Jahre geförderte Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) soll stärker auf das jeweilige Preissignal reagieren um auch weiterhin eine Konkurrenzfähigkeit zu gewährleisten. Dafür sollen größere Wärmespeicher und modernere Wärmenetze geschaffen und Anlagen von Kohle- auf Gasverfeuerung modernisiert werden (Anmerkung: Gaskraftwerke können durch „künstliches“ Methan (z. B. aus Windkraft) erneuerbar betrieben werden, vgl. power-to-gas).
Um die gesteckten CO2-Einspar-Ziele zu erreichen, werden schrittweise bestehende Braunkohlekraftwerksblöcke aus dem Markt genommen, in der Reserve geparkt und anschließend komplett stillgelegt. Über unabhängige Stresstests soll die finanzielle und operative Verantwortung der Betreiber stillzulegender Kernkraftwerke geprüft und gesichert werden.
Abschließend ist zu erwähnen, dass sich die Bundesregierung der potenziellen Netzengpässe bewusst ist und diese zum Beispiel durch verlustarme Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) beseitigen will. Die Trassenauswahl soll aufgrund vergangener und aktueller Proteste nur noch im nahen Bürgerdialog geschehen – zum Beispiel sollen bestehende Trassen genutzt werden und bei technischer Umsetzbarkeit Erdverkabelungen vorgesehen sein (Anmerkung: auch Erdverkabelungen bringen eine „Todesschneise“ für Flora und Fauna, da die Leitungen hohe elektrische Spannungen, sowie eine enorme Wärmeentstehung mit sich bringen).
Im Juli ist zwischenzeitlich auch das sogenannte Weißbuch zum Strommarktdesign (pdf) veröffentlicht worden. Das Bundeswirtschaftsministerium fasst hier die Erkenntnisse aus den bisherigen Forschungen und Diskussionen zum zukünftigen Strommarkt zusammen und bittet um weitere Diskussion und Beteiligung. Zumindest zum wichtigen Stromnetzausbau kann man in einigen deutschen Städten Veranstaltungen des Bürgerdialog Stromnetz besuchen.